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Vergesst die Minen nicht, besonders im Persischen Golf!

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Vizeadmiral John Miller (Commander of U.S. Naval Forces Central Command;U.S. 5th Fleet;Combined Maritime Forces) im öffentlichen Briefing. Grafik: navy.mil

Ich liefere einen Artikel nach, den ich schon etwas länger zu schreiben beabsichtigt habe, wozu mir allerdings die nötige Zeit gefehlt hat. Es soll um das im September 2012 von us-amerikanischen und verbündeten Seestreitkräften abgehaltene Manöver IMCMEX 12 im Persischen Golf gehen. Da sich die mediale Berichterstattung darüber hierzulande sehr in Grenzen gehalten hat und da die Diskussionen über die Ergebnisse und Lehren aus diesem Manöver noch anhalten, lohnt sich ein Blick trotz der einmonatigen Verzögerung dennoch.

Die International Mine Countermeasures Exercise 2012 (IMCMEX12) fand zwischen dem 16. und 27. September 2012 in Bahrain und den Gewässern rund um den Inselstaat statt. Sie lag damit im Verantwortungsbereich des U.S. Central Command, einem Seegebiet, das sich über den Persischen Golf, das Arabische Meer, den Golf von Oman, das Rote Meer und Teile des Indischen Ozeans erstreckt. Der Kommandeur des U.S. Central Command, Vizeadmiral  John Miller, stellte im Vorfeld kurz und knapp dar, es gehe in dieser Übung um Minen und internationale Maßnahmen, diese zu räumen. Dazu seien die besten Fähigkeiten der einzelnen Staaten vertreten; er freue sich darauf zu sehen, wie dieses “team of professionals” funktionieren werde. Die Zahlen der Teilnehmerstaaten schwanken in den Berichterstattungen zwischen 20 und 30; die US-Navy berichtet offiziell von mehr als 30 Nationen, darunter Japan, Großbritannien, Neuseeland, Yemen, Frankreich, Italien, Jordanien, Australien, Kanada, and Norwegen.

Die Übung war in zwei Phasen geteilt. In der ersten Phase fanden an drei Tagen Diskussionen, Vorträge, technische Vorführungen und Symposita zu den neuesten Taktiken, technischen Mitteln und Erfahrungen der Minenabwehr statt. Auch die Rüstungsindustrie stellte Produkte vor. Die zweite Phase fand dann auf See, gesteuert von der USS Ponce statt. In drei unabhängigen, geographisch voneinander getrennten Seegebieten wurde das ganze Spektrum rund um die Gefahren durch Minen abgedeckt (“minehunting operations; helicopter mine countermeasure operations; international explosive ordnance disposal mine hunting; diving operations; small boat operations focused toward underwater improvised explosive devices”). Man beabsichtigte, Kooperationen und Beziehungen auf lange Sicht auszubauen, um eine stärkere Interoperabilität zwischen den beteiligten Marinen zu etablieren. Die Übung wurde mit einem De-Briefing am 27. September beendet.

Die Verantwortlichen zeigten sich überaus erfreut über die Ergebnisse des Manövers. Vizeadmiral Miller wird mit den Worten zitiert, er hätte glücklicher nicht sein können, wie die internationalen Streitkräfte zusammengearbeitet und Erfahrungen gesammelt und ausgetauscht hätten. Konteradmiral Kenneth Perry, Commander Task Force 522, stellte fest, man habe jedes Ziel für IMCMEX 12 erreicht. Er zeigte sich zufrieden mit der Arbeit der über 3000 beteiligten Marinesoldaten. Unterdessen mehrt sich die öffentliche Kritik an dem Manöver; eine wahrhafte Kontroverse hat sich in den us-amerikanischen Medien entwickelt. Kapitän zur See a.D. Robert O’Donnell, ehemals “mine warfare director” in der US-Navy zweifelte gegenüber NewsHour den Erfolg des Manövers an. Man wird nicht in der Lage gewesen sein, auch nur die Hälfte der platzierten Übungsminen zu klären. Sogleich wurde aus dem Pressestab des U.S. Central Command geantwortet, auf reine Zahlenspiele komme es bei der Auswertung von IMCMEX 12 nicht an. Jede Einheit, die den Auftrag gehabt habe, Minen zu suchen oder Gefahren zu beseitigen, habe dies letztendlich auch erfolgreich getan. Zudem gehe es nicht darum, alles aufzuspüren, sondern lediglich den weiteren taktischen Zielen untergeordnet die Kapazitäten einzusetzen, beispielsweise für die sichere Passage eines bestimmten Seegebietes.

Kontrovers werden auch die Konsequenzen für die us-amerikanische/westliche Strategie im Persischen Golf diskutiert. Zwar versicherte man aus dem U.S. Central Command, die Übung sei voll und ganz von defensivem Charakter gewesen. General James Mattis, Commander der US-Streitkräfte im Mittleren Osten, stellte aber auch klar, dass man in realistischer Art und Weise mögliche militärische Szenarios simulieren wollte. Damit kann nur ein mögliches Sperren der Straße von Hormuz durch iranische Minen im Falle einer Zuspitzung des Konfliktes um das Nuklearprogramm Teherans gemeint sein. In der Vergangenheit hatte Teheran genau damit gedroht (siehe mein Artikel vom Februar 2012). Dass der Iran über entsprechende Minen und Kapazitäten tatsächlich verfügt, gilt zudem als gesichert. Sollte dieser Konflikt, auch im Hinblick auf das Verhalten Israels, in eine heiße Phase treten, dürfte das Seegebiet um die Straße von Hormuz zum maritimen Brennpunk werden. Mit einer Sperrung oder Behinderung des Seeverkehrs (v.a. Öl, Gas etc.) durch Minen würde Teheran sich gewiss auch selbst schaden, jedoch kann man sich die allgemeinen Auswirkungen auf den Ölpreis ebenso vorstellen.

IMCMEX12 soll den Anfang einer Kette weiterer Übungen und Manöver zur vertieften internationalen Kooperation der beteiligten Marinen bilden. Es soll aber auch kontinuierlich Präsenz in Richtung Teheran demonstriert werden. Die us-amerikanische Marine verstärkt damit nicht nur die Präsenz mit eigenen Einheiten in der Region, sondern schert auch einen Kreis von Verbündeten um sich, die im Falle einer Zuspitzung der Streitigkeiten disponibel, bereit und vor allem geübt sein werden, um etwa die Straße von Hormuz von Minen zu befreien. Wären deutsche Einheiten in Zukunft in diesem Kreis denkbar?

Hier noch ein paar Hinweise auf Berichte der US-Navy:

US-Navy: IMCMEX 12, Largest Mine Countermeasure Exercise in Middle East Begins

US-Navy: IMCMEX12 Military Exercise Concludes

PBS NewsHour: U.S. Navy, Allies Find Less Than Half the Sea Mines Planted in Key Exercise


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